Rezension zu: Wolfgang Bittner; Geopolitik im Überblick, Berlin 2025
Der in Göttingen lebende Jurist, bildende Künstler und Schriftsteller Wolfgang Bittner ist in der friedensbewegten Szene kein Unbekannter. Sein reichhaltiges Euvre reicht von Skulpturen über Kinder- und Jugendliteratur und Belletristik bis zum politischen Buch. Sein jüngstes Werk sorgte sofort nach Erscheinen für kontroverse Diskussionen.
„Deutschland soll kriegstüchtig werden“ heißt der von der Berliner CDU/SPD-Regierung ausgerufene Kurs. Oder: Deutschland müsse sich wieder gegen Russland verteidigen können – so Bundeskanzler Friedrich Merz im Oktober 2025. Wieder? Welche europäische Geschichte kennt Merz, die der breiten Masse unbekannt ist? Dennoch eifrig assistiert von weiten Teilen der bundesdeutschen Politik und Medien. (1) Auch wenn die bundesdeutsche Bevölkerung mehrheitlich eine kriegerische Lösung ablehnt, ist das Ziel des politisch-medialen Dauerfeuers pro Krieg mit Russland ersichtlich: das Kippen der Stimmung hin zu einer mehrheitlichen Konfliktbefürwortung. Ein Konflikt, der nach Lage der Dinge einen offenen Krieg mit der größten Atommacht der Welt als Möglichkeit einschließt. In diesem Sinne zeigt der Autor die Konstellationen zwischen den – aus deutscher Sicht – Hauptakteuren Deutschland, der EU, Russland und den USA auf. Was thematische Ausflüge nach Nahost (Gaza) und Fernost (China) nicht ausschließt. Weil auch für die momentane Geopolitik gilt, das fast Alles mit fast Allem verbunden ist.
Bittners Text ist nicht als Analyse gedacht sondern als Übersicht über bestehende gesellschaftliche Baustellen. Inbegriffen ein gewisser Schuss Polemik. Das Buch ist folglich am besten geeignet als Einstieg in die angerissenen Themen; ein Verzeichnis weiterführender Literatur wäre deshalb von Vorteil. Daneben moralisiert Bittner nicht, wie es im Mainstream gängig ist: die Bilder ukrainischer Wohngebiete werden mit vorwurfsvollem Tonfall gesendet, die zerstörten russischen Wohngebiete sind keiner Meldung wert. Oder das sprachliche Framing wie „der ukrainische Präsident Selenski“ versus „der russische Machthaber Putin“ im Wissen, dass Putin im Gegensatz zu Selenski seit fast anderthalb Jahren ordentlich gewählt wurde und befugt ist, für sein Land zu handeln. (2)
In 18 Kapiteln umreißt der Autor die Situation und er beleuchtet sowohl außen- wie innenpolitische Aspekte. Darunter sind „Die USA als bestimmender Faktor in der internationalen Politik“, „Deutschland vor dem Ruin“, „Hetz-Kampagnen gegen Russland“ und „Die EU im Abseits“. Es ist das kleine Einmaleins des alternativen Journalismus; im Mainstream braucht man dazu nicht zu suchen. Der Lückenjournalismus ersetzte den Lügenjournalismus, obgleich auch die Lüge immer noch vorkommt. (3) Wer mit dieser Sichtweise noch Probleme hat, möge die angegebenen Quellen prüfen. So manche der von Wolfgang Bittner formulierten Gedanken bzw. Thesen wurden und werden von den üblichen Verdächtigen des obrigkeitlichen Mainstreams als Verschwörungstheorie diffamiert. Doch spätestens seit Corona ist dieses Etikett das Entree zur Wirklichkeit hinter den politisch-medialen Nebelkerzen als kognitiven Standard in “unserer Demokratie”. (4) Bittner zerstört viele Illusionen in Köpfen die immer noch glauben, die derzeitige bundesdeutsche Realität könne als Maßstab für rationales, dem Wohl der Völker dienendes Handeln, gelten. Das mag im Einzelfall schmerzhaft sein aber es erlaubt über die nüchterne Analyse der Ist-Situation das Finden geeigneter Lösungsansätze für nationale und internationale Probleme. Und, auf die persönliche Ebene bezogen, das Begreifen dessen, was passiert. Anstatt in Illusionen darüber, wie man es gerne “verstehen” wolle, zu verharren.
Wo sich Bittner selbst verortet wird ganz am Ende des Textes ersichtlich. Als er sich auf eine Resolution prominenter Sozialdemokraten im Juni 2025 wie Hans Eichel, Rolf Mützenich, Ralf Stegner und Weiteren bezieht. Ganz richtig erkennt er in dieser Resolution einen grundsätzlichen Ausweg aus der Krise im Osten, was Differenzen im Detail nicht ausschließt. Vier Monate später muss leider festgestellt werden, dass aus dieser Resolution so gut wie keine weiterführenden Impulse für den Frieden erwuchsen. Was neben weiten Teilen der Politik vor allem am medialen Mainstream lag und liegt. Deren, den Konflikt eskalierenden Tenor, muss heute als Haupthindernis für eine friedliche Lösung in der Ukraine gelten. Speziell mit dem Blick auf deren Rolle in der Coronazeit gilt leider: nichts Neues unter der Sonne.
Wolfgang Bittner
Geopolitik im Überblick
Hintergrund – Das Nachrichtenmagazin
ISBN 978-3-910568-23-5
Berlin 2025, 144 Seiten
(1) Sachlich ist festzustellen, dass allein das Bündnis Sarah Wagenknecht BSW und die Alternative für Deutschland AfD eindeutig für Verhandlungslösungen eintreten. Daneben sind Teile der SPD und der LINKE zu nennen. Doch selbst in der Linkspartei werden dagegen russophobe und folglich auf eine kriegerische Lösung setzende Stimmen immer lauter. Siehe dazu unter anderem Äußerungen des Parteichefs Jan van Aken im Mainstream der vergangenen Monate.
(2) Selenskis Amtszeit endete gemäß der ukrainischen Verfassung nach fünf Jahren mit Ablauf des 20. Mai 2024. Ohne eine og. Wiederwahl ist eine Verlängerung unmöglich; die Befugnisse des Präsidenten gehen dann bis zu einer og. Wahl auf den Präsidenten des ukrainischen Parlaments, der Rada, über. Der weigert sich jedoch und überlässt das Amt entgegen der eigenen Verfassung weiterhin Selenski mit unabsehbaren juristischen Konsequenzen.
(3) Um nur einige Beispiele dafür zu geben, wie prägende oder gar wichtige Details im Mainstream vorenthalten werden, weil sie dem Ganzen eine andere Bedeutung geben: der Einsturz des Gebäudes WTC 7 am Nachmittag des 11. September 2001 nach demselben Muster wie das der Gebäude WTC 1 und WTC 2 am Morgen des Tages, der Fakt, dass es bis heute keine Reindarstellung eines SARS Cov 2-Virus („Corona“) gibt sondern nur Modellierungen, Selenskis präsidentiale Anweisung vom Sommer 2021 zur Rückeroberung des Donbass als offener Bruch des weiterhin geltenden Minsk II-Vertrages, der Umstand der am 7. Oktober 2023 über Stunden nicht bewachten Grenze zwischen dem Gaza-Streifen und Israel genau in dem Abschnitt, in dem auf israelischer Seite das Nova-Festival stattfand und die Tatsache, dass die am Nordstream 2-Anschlag am 26. September 2022 angeblich beteiligte Jacht “Andromeda” über keine Druckkammer verfügt, die für Taucharbeiten in solchen Tiefen (rund 70 Meter) unabdingbar ist.
(4) Im europäischen Mittelalter hätten die Überzeugungen, dass die Erde eine Kugel ist, dass es keine Hexen und Zauberer gibt und sich die Erde um die Sonne dreht statt umgekehrt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch als “Verschwörungstheorien” gegolten.
