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Wir sind eben nicht alle gleich

Werte Leser,

der neue Geist und die neuen Regeln des Corona-Regimes trafen uns alle. Doch waren wir nicht alle in der selben Situation und waren nicht alle gleich betroffen.

Meine Beobachtung war, dass in Diskussionen die Befürworter und Verteidiger des Corona-Regimes, die Auswirkungen der Maßnahmen stets herunterspielten bis hin zu unglaubwürdigen Bagatellisierungen. Aussagen wie “Die FFP2-Maske bemerke ich überhaupt nicht auf dem Gesicht oder beim Atmen” oder “Dank der Quarantäne habe ich nun endlich Zeit, meine Netflix-Serien in Ruhe zu schauen” oder “Ist doch schön für die Kinder, nicht immer in die Schule gehen zu müssen” oder “Die Kinder sollen froh sein, überhaupt wieder in die Schule gehen zu können, was machen da schon die Masken” oder “Ich treffe meine Freunde dann einfach heimlich, wo ist das Problem?” begegnete ich häufig.

Mal davon abgesehen, dass das Herunterspielen der Maßnahmen zunehmend weniger überzeugte, sind viele Menschen nicht in der komfortablen Situation gewesen, die Maßnahmen kaum zu bemerken oder umgehen zu können.

Der nachfolgende Erlebnisbericht macht eindrücklich auf die Situation von Menschen aufmerksam, die aufgrund ihrer psychischen Verfassung vom Corona-Regime ungleich härter getroffen wurden.

Ich bin sehr froh und dankbar, dass es Menschen wie den Verfasser dieses Berichtes bei uns im Münsterland gibt, die den Mut und die Kraft haben, Ihre persönliche Sicht und Erfahrung darzulegen und für diese engagiert gegen einen kollektiven Strom einzutreten.

Herzliche Grüße,
Dr. Matthias Hartermann

 

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Ich habe mich Mitte 2019 wegen leichter bis mittelschweren Depressionen in psychotherapeutische Behandlung begeben. Ich litt unter anderem unter einer Angststörung, die es mir fast unmöglich machte mich unter Leuten aufzuhalten bzw. zu wagen. Weitere Symptome waren: Schlafstörung bis hin zur Schlaflosigkeit, Herzrasen mit Kurzatmigkeit und Panikattacken. Ziel der Therapie war es mich wieder regelmäßig mit Leuten zu umgeben und mich wieder langsam an den menschlichen Umgang zu gewöhnen um die Angststörung beherrschbar zu machen. Freunde, Bekannte und Verwandte konnten mit meinen Depressionen nebst Angststörung leider nicht unterstützend umgehen. Mein soziales Umfeld begann zu zerbröckeln. Als Corona 2020 ins Leben gerufen wurde und die „Schutz-Maßnahmen“ ihren Anfang nahmen und immer größere Ausmaße erfuhren, wurde somit auch mein bis dahin noch fiktives Therapieziel „sozialen Umgang“ zu trainieren torpediert. Der wochenlange Lockdown machte die aus psychotherapeutischer Sicht so dringend notwendig sozialen „Trainingskontakte“ zu anderen Menschen unmöglich und nicht durchführbar. In der Therapie begannen die Durchhalteparolen „bald wird alles besser“ zum „Running-Gag „ zu werden. Guter bis sehr guter Nährboden für weitere Depressionsschübe.

Auch in den Therapiesitzungen begann irgendwann der Maskenwahn. Wie soll eine Therapiesitzung ohne erkennbare Mimik bei Patient als auch beim Therapeuten Erfolg bringen? Wie soll das Herzrasen mit der verbundenen Kurzatmigkeit unter der ich litt mit Maske ertragen werden? Eine Sondergenehmigung in Form einer Maskenbefreiung  für die Therapiesitzungen wurde ausgestellt. Mit der Zeit wurden die C-Maßnahmen sowie die Hetz-Kampagnen mit fordernden Einschränkungen der Freiheit und diverse Verbote gegen Impfverweigerer wie mir, lauter und lauter. Das sprichwörtliche kleine Teelicht am Ende des Tunnels – also mein Therapieziel – wurde ausgeblasen. Positive Zukunftsaussichten wie Hoffnung die Depressionen und die Angststörungen in den Griff zu bekommen lösten sich in Luft auf. Auch die Durchhalteparolen in der Therapie wurden immer leiser und verschwanden schließlich völlig. Sogenannte Freunde, Bekannte und Verwandte die schon mit meinen Depressionen so ihre Schwierigkeiten hatten, stimmten in die öffentlichen Hetzparolen und Forderungen nach Verboten für unsolidarische Nichtgeimpfte mit ein. Die letzten sozialen Kontakte waren auf einmal Geschichte. Keine sozialen Kontakte mehr. Gefangen in der Depression, war ich auf einmal alleine! Ich verließ meine Wohnung nur noch um Einkäufe zu erledigen.

Die ersten Suizidgedanken fanden in der Therapie nicht wirklich Gehör oder Verständnis. Es schien wie ein Tabu-Thema zu sein. Nach einigen Wochen äußerte ich dann erneut vorsichtig dunkle Gedanken. Man teilte mir mit, mich nicht weiter therapieren zu können da sich bereits Suizidabsichten erkennen ließen. Ich sollte mich doch besser in stationäre Behandlung begeben und noch einmal bei Psychiater vorstellig werden um eine höhere Medikation zu erfragen. Doch mein Beruf als selbstständiger Unternehmer ohne Stellvertretung ließ eine derartige stationäre Behandlung nicht zu. Ich bin für 10 Angestellte und deren Familien verantwortlich und darf keine Schwäche zeigen. Denn: wenn der Kapitän das Schiff nicht zu lenken vermag und Schwäche zeigt, was dann? Die Psychotherapie wurde also in beidseitigem Einverständnis erzwungenermaßen beendete und ich verlor somit meinen einzigen sozialen Kontakt. Von da an war ich gefangen in den eigenen 4 Wänden. Keinen Gesprächspartner mehr. Niemanden mit dem man das leidige und unlogische Treiben in der Öffentlichkeit zum C-Thema diskutieren konnte. Der einzige Vertraute war man selbst und die eigenen Gedanken. Sicher gab es da draußen Gruppierungen bei denen man hätte Anschluss finden können. Doch was nutzt dieses Wissen wenn es einem die eigene Angststörung unmöglich macht das Haus zu verlassen? Zwickmühle!!!

Die Forderungen nach einer Impfpflicht wurden unüberhörbar laut in den Medien verkündet. Man müsse im Angesicht der dramatischen Lage auch über Zwangsimpfungen nachdenken. Eine bis dahin nicht gekannte Angst hielt erstmalig Einzug in mein Innerstes und beflügelte meine Depressionen. Ich erinnerte mich an eine Textzeile aus einem Lied in der es heißt: If I can be my own – I´d feel better dead. Mir war klar: das ist der einzige Ausweg – lebendig bekommen die mich nicht.
Doch angesichts der Tatsache ein Feigling zu sein sich das Leben durch Messer oder Strick zu nehmen, schrieb ich eine E-Mail an den Verein „deutsche Sterbehilfe“. Ich hatte eine Lockerung des § 217 StGB in den Medien vernommen, wonach aktive Sterbehilfe nunmehr in gewisser Hinsicht erlaubt sei. Meine Idee: vielleicht jemanden zu finden, der mir beim Sterben behilflich sein könnte. Ich bekam zwar Antwort doch nicht von der Art wie ich sie erhofft hatte.

Irgendein Politiker (glaube ich) forderte öffentlich 14 Tage Knast für Impfverweigerer. Für jemanden wie mich, der mittlerweile unter starken Depressionen mit Suizidabsichten litt, glich diese Aussage  geradezu einer Aufforderung sich das Leben zu nehmen. Ich war nicht mehr willkommen in diesem Land – nicht mehr erwünscht. Die Suizidabsichten wurden konkreter. Ich wurde schließlich im Internet fündig: ein Buch aus dem Jahr 2008, erschienen in Holland, geschrieben von Ärzten, Anwälten und Psychotherapeuten mit dem schönen Titel: „Selbstbestimmtes humanes Sterben“. Eine detaillierte 150 Seiten Anleitung mit Rezepten und Wahrscheinlichkeitsprognose zum humanen Selbstmord. Ich hatte einen Haufen Antidepressiva verschiedenster Sorten während der Therapie gesammelt denn ich habe diese verschiedensten Medikamente nie wirklich vertragen und fühlte mich zeitweise wie ein Versuchskaninchen. Doch irgendwie ahnte ich, dass mir dieser Tabletten-Mix vielleicht noch mal „helfen“ könnte. Ich begann meinen großen und finalen Tag X zu planen. Sogar ein Beerdigungsinstitut habe ich angeschrieben weil ich wissen wollte ob man als Ungeimpfter überhaupt Anrecht auf eine Bestattung hat oder aber mittlerweile davon ausgehen musste, in irgendeinem namenlosen Massengrab  verscharrt zu werden. Doch kurz vor dem vermeintlichen Tag des „Notausgangs“ wurde mir wegen Eigenbedarf die Wohnung gekündigt. Immer dann wenn man meint es könnte nicht noch schlimmer kommen, ereilt dich die Erkenntnis: doch es geht noch schlimmer. Eigentlich wollte ich doch nur sterben und nun musste ich auch noch umziehen.

Doch nichts passiert zufällig! Durch den widerwilligen Umzug war ich von den Suizidabsichten erst einmal abgelenkt. Ich musste meine Sozial-Phobie an die Seite räumen und mit Menschen eines Umzug-Unternehmens den Umzug durchführen. Kein einfaches aber durchaus tränenreiches Unterfangen. Etwa zur selben Zeit fiel mir ein Werbe-Flyer einer Dienstleistungs-Praxis eher beiläufig in die Hände. Ich wurde auf die Inhaberin der Praxis aufmerksam von der man sagte sie sei böse weil ungeimpft und arbeitet obendrein auch noch unverantwortlich ohne Maske. Nach einigen Nächte des Grübelns entschied ich mich dieser Dame eine E-Mail zu schreiben. Für mich als jemand der unter einer Sozial-Phobie litt, eine scheinbar unendlich hohe Hürde. Aber wahrscheinlich war genau dieser Kontakt DAS Gummiband welches mich zurück ins Leben gezogen hat. Mittlerweile kann ich tatsächlich hin und wieder das Haus verlassen und einen Kaffee in der Öffentlichkeit mit ihr trinken gehen. Sie stellt heute meinen einzigen Kontakt zur „Außenwelt“ da. Ich habe vor kurzem eine neue Therapie begonnen um meinem Leben noch einmal eine Chance zu geben. Ende offen!

Es gibt viele verschieden Menschengruppierungen die auf unterschiedlichste Weise während der C-Zeit gelitten haben oder sogar zerbrochen sind. Kranke, Senioren, Kinder, ……. Doch wenn selbst psychisch gesunde und belastbare Menschen irgendwann beim C-Thema einknicken – was machen dann die weniger belastbaren Menschen??? Die wenigsten haben sich über die Schwachen in dieser Gesellschaft Gedanken gemacht. Der Schaden der auf breiter Front angerichtet wurde ist heute nicht einmal ansatzweise darstellbar. Die Menge an Menschen die mittlerweile Hilfe bei Psychotherapeuten suchen ist immens und beispiellos. Ich persönlich bin mir nicht sicher ob ich diese Zeit noch einmal durchstehen würde bzw. ob ich das tatsächlich wollen würde. Denn mein ursprüngliches Problem wegen dem ich mich 2019 in Psychotherapie begeben habe, hat nicht nur weiterhin Bestand – es hat sich bisweilen sogar verschlimmert. Ich kann momentan damit irgendwie leben. Aber lebenswert ist wahrscheinlich etwas anderes. Es scheint manchmal in der Nachbetrachtung wie ein Rätsel, wie man es trotz des Psycho-Terrors bis hierhin schaffen konnte.

Viele Menschen würden mir höchstwahrscheinlich zustimmen, wenn ich sage, dass jeder von uns in gewisser Weise nicht mehr der ist der er vor Corona war. Wenn ich mir überlege wie euphorisch ich Mitte 2019 mit leichten bis mittelschweren Depressionen in die Psychotherapie gestartet bin: Eine Menge Arbeit türmte sich vor mir und der Therapeutin auf aber das Ziel hatten wir damals stetig im Blick. Und knapp anderthalb bis zwei Jahre später hat man jeden Funke Lebenswillen verloren und sucht nur noch den „Notausgang“ – muss sich mit (s)einer eigenen Meinung verstecken und terrorisieren lassen – muss sich als „Querdenker“ beschimpfen lassen. Es gab Zeiten da war der Begriff „Querdenker“ positiver Natur. Wir würden doch heute noch in Höhlen wohnen und uns durch Grunz-  und Würgelaute verständigen wenn es keine Querdenker gegeben hätte.

Diese Zeit war für jeden Menschen prägend und hat erschreckenderweise gezeigt, wie leicht doch so etwas Sichergeglaubtes wie Demokratie und Grundrechte außer Kraft gesetzt werden können. Und wie schnell und skrupekllos manche Menschen doch in die Propaganda-Hetze miteinstimmen. Aber auch wie schnell so mancher heute sein Fähnchen beginnt nach dem Wind zu richten und von alten vergangenen Hasspredigen nichts mehr wissen will. Frei nach dem Motto: man muss auch vergeben und vergessen können. Doch lassen sich Existenzverlust und psychische Schäden nicht so einfach vergessen wie sich das mancher Politiker heute vorstellt. Wie will oder könnte man vergessen, dass man einen geliebten Menschen im Krankenhaus oder Seniorenheim kurz vor dessen Tod nicht noch einmal  besuchen durfte weil es eben verboten war und heute bekommen man gesagt, dass eine derartige Regelung vielleicht doch nicht nötig gewesen wäre? Ein solch untersagter Abschied kann weder vergeben, vergessen noch wieder gutmachen gemacht werden.

Doch einiges macht auch Mut, denn die sozialen Bindungen die sich während dieser Zeit unter den Geächteten und Aufständischen gebildet haben sind, das höre ich immer wieder, „unkaputtbar“ bzw. „unerschütterlich“. Nicht einmal der liebe Gott könnte mit seiner kosmischen Streitaxt den Zusammenhalt zerstören der während der Coronazeit vertieft wurde oder durch Corona erst entstanden ist. Gemeinsam erlebtes und geteiltes Leid verbindet. Wer in dieser Zeit zusammengefunden hat bzw. sie gemeinsam überstanden hat, kann zusammen wahrscheinlich alles überstehen. Wenn auch mit psychischen Narben und Brandmalen. So bleibt letztendlich die Hoffnung, dass auf den Wiesen der einst „unantastbaren“ Demokratie schnellstmöglich wieder Menschrechte –  wieder Blumen blühen.