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Schulpolitik im Münsterland: Gewaltprävention als Einstieg in die Sexualerziehung an Grundschulen

Werte Leser,

ich bin der Meinung, das Schulamt der Stadt Münster und die Bezirksregierung Münster waren ein fester Bestandteil des Corona-Regimes und haben dabei mitgeholfen, Schulkinder und insbesondere auch Grundschulkinder durch Maskenzwang, Testungen, Angstkommunikation und Schließungen zu verunsichern, zu destrukturieren und zu destabilisieren. Der Vorwurf, dass die Corona-Maßnahmen in den Schulen nicht zum Schutz der Kinder selbst dienten, sondern einzig zum vermeintlichen Schutz älterer Menschen, war angesichts der frühen Evidenz bereits ab Sommer 2020 berechtigt und hat sich mittlerweile als richtig erwiesen. Die Kinder und auch deren Eltern wurden schlicht rüde instrumentalisiert.

Nun hören die Bürger seit einiger Zeit die Verteidigungsreden der Protagonisten und Anhänger des Corona-Regimes: „Wir wussten es nicht besser und niemand wusste es besser als wir!“ und von den Mitläufern in den nachgeordneten Behörden kriegen sie zu hören: „Wir mussten den Anweisungen folgen!“. 

Diese Verteidigungsstrategie erweist sich wie so vieles, was von der Politik und den nachgeordneten Behörden in diesen Tagen dem Bürger gegenüber kommuniziert wird, bei genauerer Betrachtung mehr als autoritäres Gehabe und Duckmäusertum, denn als von inhaltlich fundierten Argumenten getragen. Besonders eklatant bringen sich die politischen Akteure und die nachgeordneten Behörden gegen die Bürger in Stellung, wenn sie die Aufarbeitung der Corona-Maßnahmen durch die Bürger behindern. Die Bezirksregierung Münster und deren Abteilung für Gefahrenabwehr tun sich auch hier in unrühmlicher Weise hervor, indem sie die Herausgabe der Krisenprotokolle hinauszögern. In der Schule scheint die Aufarbeitung der Corona-Zeit keine Rolle zu spielen. Erzwungene Konformität, Unterdrückung von Emotionalität und soziale Isolation? War da was? Vielleicht eine Zäsur im staatlichen Umgang mit Kindern, eine “Zeitenwende”? Vielleicht staatliche Gewalt gegen Kinder? Alles wohl Bagatellen, oder? Jedenfalls machen das Schulamt und die Bezirksregierung in ihrem Programm heiter weiter wie bisher.

Das Schulprogramm ist zu kritisieren, sofern es darauf abzielt, Schulkindern Angst zu machen und sie in ihrer Entwicklung zu behindern. In dieser Hinsicht kritisiere ich das Programm der Corona-Zeit als destruktiv und repressiv. Leider scheint es so zu sein, dass sich der Aspekt des Angstmachens und seine negativen Auswirkungen nicht nur auf die Corona-Zeit beschränkte, sondern sich geradezu als Strategie erweist, den Zugriff staatlicher und parteipolitischer Interessen auf die Kinder auszubauen. Die Strategie basiert darauf, Ängste und Sorgen, die aktuell durch Medien werbewirksam verbreitet werden und eine größere Bevölkerungsgruppe erfasst haben, in die Schulen zu tragen und daraus neue staatliche Aufgaben zu generieren. Neben den teils marginalen, teils Raum greifenden Anpassungen der Lehrbücher, Unterrichtsmaterialien und Lehrpläne, die ihre Wirkung bei zukünftigen Wahlen entfalten sollen, spielen besondere Schulprogramme und sogenannte Präventivprogramme als direkte Ausweitung des staatlichen und politischen Zugriffs auf die Kinder eine wichtige Rolle. 

Ein Beispiel aus jüngster Zeit, in dem das Vorgehen der Politik deutlich wird, ist der Vorstoß der aktuellen Bundesministerin für Bildung und Forschung, Bettina Stark-Watzinger. Sie möchte Kinder durch Schulprogramme für den Militärdienst gewinnen. Sie hält es für wichtig, dass „Jugendoffiziere in die Schulen kommen und berichten, was die Bundeswehr für unsere Sicherheit tut“. Der Vorstoß ist motiviert durch den Wunsch der politischen Führung, Deutschland „kriegstüchtig“ zu machen. Das Instrument dazu ist die Beeinflussung von Kindern durch Schulprogramme. 

So fern und unwirklich dieser konkrete Vorstoß manchen Eltern noch erscheinen mag, sollten sie sich keiner Illusion in der Antwort auf die Frage hingeben, ob sich die politische Führung und die nachgeordneten Behörden in autoritärer und repressiver Weise unserer Kinder bemächtigen werden, sobald sie es für nötig erachten. Dieser Zugriff ist nur ein „glaubhaftes“ Droh- und Angstszenario entfernt. Die Corona-Maßnahmen an Schulen geben ein überdeutliches Beispiel ab, wie rücksichtslos und kritiklos Kinder zum „Kampf“ in das staatliche Kollektiv eingebunden werden, sobald der massenpsychologische Zustand der Bürger in Deutschland maßgeblich von Angst geprägt ist.    

Ein zweites Beispiel für den Zugriff der politischen Führung und der nachgeordneten Behörden auf unsere Kinder in der Schule, mit dem nicht nur ich als Vater zweier Schulkinder aktuell konfrontiert bin, ist ein Programm der Theaterwerkstatt Osnabrück, durch das Grundschulkinder für körperliche und psychische Übergriffigkeit in Alltagssituationen sowie für sexualisierte Gewalt präventiv sensibilisiert werden sollen und das im Rahmen des Vormittagsunterrichts in der dritten Klasse meines Sohnes durchgeführt wird. 

Meinerseits durch die Instrumentalisierung der Schulkinder im repressiven Corona-Regime, das durch die nachgeordneten Behörden fleißig mitgetragen wurde, sensibilisiert und als kritischer, mündiger und für meine Kinder verantwortlicher Vater dachte ich mir, es sei eine gute Idee, das Programm der Theaterwerkstatt Osnabrück, das unter „Sexuelle Gewalt gegen Kinder: Mein Körper gehört mir!“ auf der eigenen Homepage beworben wird, anzuschauen, und bat darum, als elterlicher Beobachter bei der Durchführung anwesend sein zu dürfen, um einen unmittelbaren Eindruck zu bekommen. 

Diese Bitte wurde durch die Theaterwerkstatt Osnabrück, die Schulleitung und die Schulbehörden mit der Begründung abgelehnt, Eltern würden durch ihre Anwesenheit einen Vertrauensraum verletzen, in dem die Kinder ganz unbefangen über „höchstpersönliche“ Gefühle und Erlebnisse reden könnten.  

Die selbstgefällige, opportunistische Autorität, mit der die Schulleitung und die Schulbehörden in persona der Schulrätin, Stefanie Buschmann, eine solche offensichtlich unsinnige und sogar fahrlässige Behauptung ohne irgendeine Argumentation aufstellen, um zu verhindern, dass Eltern einen unmittelbaren Eindruck von der schulischen Gewalt- und Sexualerziehung ihrer Kinder bekommen, überrascht wenig. 

Warum ist die Behauptung unsinnig und fahrlässig?

  1. Die Behauptung, dass ein besonderer Vertrauensraum für das Ausdrücken von „höchstpersönlichen Gefühlen“ und das Sprechen über „höchstpersönliche Erlebnisse“ gegeben sei, in dem alle Mitschüler, das Lehrpersonal und das durchführende Personal der Theaterwerkstatt Osnabrück inkludiert seien, die Mütter und Väter der Kinder aber nicht, kann angesichts des breiten, nach außen gegenüber Dritten offenen und nicht kontrollierbaren Auditoriums nicht überzeugen. Die Weitergabe an die Eltern und andere Dritte einer besonders intimen und persönlichen Aussage oder Gefühlsregung eines der Kinder oder des Personals durch die Kinder ist höchstwahrscheinlich und entzieht sich vollständig der Kontrolle der Theaterwerkstatt Osnabrück und der Schule.
  2. Die Behauptung über den Vertrauensraum halte ich sogar für fahrlässig, weil zu befürchten ist, dass den Kindern im Programm fälschlicherweise suggeriert wird, sie befänden sich in einem Vertrauensraum, in dem ihre ausgedrückten höchstpersönlichen Gefühle und Erlebnisse nicht nach außen an Dritte drängen. 

Die Theaterwerkstatt Osnabrück ging noch einen Schritt weiter. Sie führte als Begründung für den Ausschluss der Eltern an, dass „in vielen Fällen die Täter*innen aus dem eigenen familiären Umfeld“ kämen, und meinte damit, dass die Eltern der Kinder möglicherweise sexuelle Gewalttäter oder Mittäter gegen ihre eigenen Kinder seien und die Schule und das Programm gut daran täten, einen Schutzraum gegen die Eltern zu etablieren. Diese Argumentation ist in ihrer Aggressivität und Radikalität bemerkenswert. Die Schule, das Schulamt der Stadt Münster und die Bezirksregierung Münster unterstützen also ein schulisches Erziehungsprogramm, das Eltern der Kinder ohne jeden konkreten Verdachtsmoment als potenzielle Gewalttäter gegen ihre eigenen und andere Kinder darstellt und sich selbst als Rettungsanker für die Kinder inszeniert. Die Schule und der Staat als Schutzraum gegen die Eltern —  aus wohlmeinender, aber naiver Perspektive heraus wie leider auch aus kommunistischer und faschistischer Perspektive eine wünschenswerte Entwicklung, wenn ein Keil zwischen Eltern und Kinder getrieben wird und staatliches Personal und staatliche Organisationen als valide Vertrauensinstanzen in den Köpfen von Kindern etabliert werden, aus christlicher, naturrechtlicher, freiheitlicher und vernünftiger Perspektive sicherlich eine erschreckende Entwicklung. 

Das grundlegende Muster für diese Art der Ausdehnung staatlicher Aufgabenbereiche ist immer Dasselbe: Probleme und Schwächen freiheitlich-individualistischen Handelns herausarbeiten, diese als systemisch darstellen und für sie staatliche Lösungen propagieren, flankiert vom Zuspruch staatlicher Autoritäten. Eine unterstützende Studie aus dem Bereich der Erziehungs- und Geistenwissenschaften lässt sich leicht basteln. Zu welchen Ergebnissen wohl Studien zur Kindererziehung von Professoren kommen, die völlig in ihrer Arbeit aufgehen? Ein genervter Pädagogikprofessor der Uni Münster, der mir vor einiger Zeit auf dem Spielplatz einen Vortrag darüber hielt, dass Kinder am besten den ganzen Tag mit anderen Kindern zusammen sein und möglichst wenig Kontakt zu Eltern haben sollten, während sein Sohn vom Klettergerüst pausenlos rief: „Papa schau doch mal! Papa komm doch mal!“, öffnete mir in dieser Hinsicht die Augen. 

Es ist eine traurige Tatsache, dass Kinder durch Schulprogramme bereits in Grundschulen mit hochkomplexen, hochpolitischen, hochemotionalen und auch — wie im angeführten Beispiel — mit sexuellen Problemfeldern konfrontiert werden, ohne dass in den Programmen seriöse Lösungsmöglichkeit dazu gelehrt werden können. Problembewusstsein ja, Lösungsmöglichkeiten nein. Diese Art von Schule hat eher den Charakter einer Fernsehsendung als einer Bildungsinstitution und verdeckt durch kurzfristige, moralische Genugtuung die tatsächlichen Versäumnisse bei der Ausbildung handlungskompetenter junger Menschen.  

Wären Sie, werte Leser, Physiker geworden, wenn zum Einstieg in den Themenbereich der Physik Fotos von Hiroshima und Nagasaki kurz nach dem Abwurf der Atombomben gezeigt worden wären? Wären Sie Chemiker geworden, wenn zum Einstieg in den Themenbereich der Chemie Filme über die ölverschmierten und elendig zugrunde gehenden Tiere nach der Katastrophe auf der Deepwater Horizon gezeigt worden wären. Wären Sie Pfarrer geworden, wenn zum Einstieg in den Themenbereich der Religionen die lange Geschichte des Kindesmissbrauchs in religiösen Organisationen durchgenommen worden wäre? Hätten Sie einen Partner gefunden und Kinder bekommen, wenn zum Einstieg in den Themenbereich der Sexualität ein Theaterstück mit Szenen Sexueller Gewalt vorgespielt worden wäre? Wer weiß? Vielleicht wären Sie aber eher radikaler Aktivist und Mitarbeiter bei einer staatlich bezuschussten NGO oder einem Anbieter für schulische Erziehungsprogramme geworden und hätten anderen erklärt, wie schlimm und verkommen doch die Menschheit sei. Vielleicht wären Sie, werter Leser, aber auch einfach Soldat geworden, weil Ihnen in der Schule ein smarter Jungoffizier erzählt hätte, wie toll die Kameradschaft beim Militär und wie wichtig Ihr Einsatz dort für die Rettung der Demokratie sei — endlich mal eine positive Geschichte zum Einstieg.

Wer weiß das schon?

Doch eines ist sicher. Wenn Staat und Politik wieder wie in der Corona-Zeit den Kopf verlieren, werden die Eltern wieder da sein und ihre Kinder ganz im Verborgenen vor dem größten Unfug beschützen, weil sie — ganz anders als Staat und Politik — ihre Kinder lieben.

Herzliche Grüße,
Dr. Matthias Hartermann